brain lab/politik
2000-03-27 01:27:20

Waaßt no?
 
cycamp hat einige Interviews über vergangene Zeiten ausgegraben



"Waaßt no, die Miss Vienna?" Diese legendären Worte, nunmehr bereits Kleinodien der österreichischen Zeitgeschichte, waren bekanntlich dafür (mit)verantwortlich, dass eines der hoffnungsvollsten Regierungsmitglieder - waaßt no, der Krüger (was hätte uns dieser Mann noch alles bieten können bzw. wir uns von ihm lassen müssen) - das Handtuch werfen und den Jaguar fahren lassen musste.

Hektik setzte daraufhin unter den (ehemaligen) Kollegen ein. Schließlich hatten auch sie da und dort mehr aus früheren Tagen erzählt, als ihnen nun lieb war. cycamp ist es gelungen, einige verschwundene Interviews wieder zum Vorschein kommen zu lassen:

"Waaßt no, wiast bei die Neonazi woast?" Frau Sozialminister Sickl wird gerade an dem Nachmittag, an dem sie uns ein Interview gibt, von ihrem Sohn Heinrich besucht. Bald vergisst sie unsere Anwesenheit und plaudert angeregt mit dem Filius über alte Zeiten. "Mein Gott", antwortet Heinrich, "des woa a Hetz! Erst die Hitlerbilder im Schlafzimmer, dann die Hakenkreuze im Wohnzimmer!" Sie sei, so Frau Sickl, ihrem Nachwuchs nicht gram - schließlich sei Idealismus das Vorrecht der Jugend - aber schon froh, dass er seine geistige Heimat schließlich in einer schlagenden Burschenschaft gefunden habe. Dort habe er "echte Freunde" gefunden, und das sei schließlich nicht selbstverständlich in einer Jugend, die sogar Haschzigaretten rauche. Sie sei heilfroh, dass ihr Sohn nicht zu dieser Jugend gehört habe.

"Waaßt no, wiast die 'Aula' finanziell unterstützt host?" Herr Infrastrukturminister Schmid wird von seinem alten Freund Hirschmann besucht. Bald vergessen die beiden unsere Anwesenheit und plaudern angeregt über alte Zeiten. "Jo, jo, i söba woa jo nie dabei, oba, mein Gott, natürlich hob i a a 'Aula' im Schlofzimmer und ane im Wohnzimmer liegen g'hobt." Schließlich müsse man ein Gegengewicht zur linken Journaille schaffen. Letzteres kann Hirschmann nur unterstützen. Mit einigen bissigen Bemerkungen über "die Waltraud" gelangt man schnell wieder in die Gegenwart.

"Waaßt no, wiast den Tittenmayer a Sau g'heißn host?" Gigi besucht Herrn Bundeskanzler Schüssel, ihren Mann, gerade, als wir ihn interviewen wollen. Bald vergessen die beiden unsere Anwesenheit und streiten angeregt. "Der heißt Tietmeyer! Und mein Gott, das ist doch Jahre her! Musst du immer noch jedesmal im Wohnzimmer davon und im Schlafzimmer von diesem Lukoschenko oder wie der heißt anfangen?" - "Ich kann dich ja auch daran erinnern, was du mir immer über den Haider erzählt hast!" - "Nein, nicht schon wieder! Zum hundertsten Mal - mit Festigkeit und mit Gelassenheit -: Ich hab den im Griff!" - "Das hat der Böhme bei der ntv-Diskussion auch geglaubt!" Bald wird der Ton jedoch versöhnlicher und man betrachtet gemeinsam alte Photos, auf denen der langhaarige Wolfi mit der Nickelbrille als Bassbetreiber in einer Jazzmesse abgebildet ist.

 Thomas Knob
© cycamp.at 2000

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Geposted am 2000-03-28 09:56:34 von matto
Titel:Vorsicht Brillenträger!

Übrigens: Wenn Schüssel jetzt Krawatte trägt, was wird dann die vormaligen Anti-Mascherl-Pickerln zieren?

Was für Erkennungsmerkmale gibz noch? ... Oje, Träger runder Hornbrillen werdens künftig wahrscheinlich schwer haben.




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